Montag, 12. Mai 2014

Willkommen in der Welt der Vorbilder

Es ist ein Thema, das sich durch unser aller Leben zieht, wir es uns aber selten vor Augen führen und wirklich mal darüber nachdenken. Wir alle haben Vorbilder, an denen wir uns orientieren und uns denken, dass wir irgendwann einmal das erreichen möchten, was die Person (aber auch Filmfigur oder Tier) erreicht hat. Oftmals hört man dann koryphäische Namen wie Nelson Mandela oder Marie Curie, aber auch Günther Jauch und Heidi Klum hört man manchmal - verbunden mit einem zynischen Grinsen.

In der Welt der Piloten bei Lufthansa basiert eigentlich das komplette Berufsleben auf einer Art Vorbildsystem, wenn auch nicht ganz so im Großen. Als Copilot blickt man häufig zu der Person links von einem auf, schließlich hat diese mehr Erfahrung und ist in der Regel auch ein Stück älter als man selbst. Also ein gewisses Vorbild. Dieses Denken lässt sich in viele kleine Schritte unterteilen und am Ende kommt ein ganz interessantes Muster dabei heraus:

Letzte Woche war an der Flugschule Infotag. Aus dem Lehrsaal heraus konnte man auf den Haupteingang gucken und es war lustig, die jungen 16-jährigen mit ihren Eltern in der Warteschlange zu sehen und als wir in der Pause durch das Foyer kamen, wo alle sich registrierten, die bewundernden Blicke zu ernten. Aber wir alle standen ja auch schonmal an diesem Punkt. Das beste Beispiel ist der Bewerbungsprozess und jetzt die Ausbildung. 
Am Tag meiner BU waren in Hamburg beim DLR auch Leute, die den ersten Tag ihrer FQ hatten. Damals dachte ich mir:
"Wow, der hat das schon geschafft. Das möchte ich auch.",
schließlich hatten sie die BU schon erfolgreich durchlaufen und waren schon einen Schritt weiter als ich. Und als ich dann den ersten Tag meiner FQ hatte, waren da wieder Leute, die schon den zweiten Tag ihrer FQ hatten. Und wieder dachte ich mir: 
"Wow, der hat das schon geschafft. Das möchte ich auch."
Das zog sich dann so weiter, weil als ich meine FQ bestanden hatte kam irgendwann der erste Kontakt zu Kursen auf, die bereits an der Flugschule hier in Bremen ihre Ausbildung angefangen hatten und (wieder) ein ganzes Stück weiter waren als ich. Ich muss nicht erwähnen, was ich mir da wieder dachte!? Und heute? Da bin ich selbst an dieser Stelle und bin für manche die bald nachkommen möglicherweise selbst in meiner Rolle als Flugschüler zu einer Art Vorbild geworden - auf ganz abgestecktem Gebiet natürlich ;-).
Wartende für den Infotag zur Pilotenschulung am 09.05.2014
An der Schule angekommen geht es jetzt übrigens genauso weiter. Als wir hier begonnen haben, wurde der 397. NFF gerade mit seiner Ausbildung fertig, sodass die Leute aus diesem Kurs schon alles was uns noch bevor steht durchlaufen haben. Sie haben die Theorie bestanden, waren schon in Phoenix und sind die Bonnie (Beech Bonanza) auch schon alleine geflogen. Außerdem sind sie die Citation geflogen und stehen jetzt direkt vor dem Type Rating. Schon gewisse Vorbilder!

Wenn man jetzt in den aktiven Liniendienst guckt, sind die, die eben noch von den jüngeren Kursen so bewundert wurden mit einem Mal wieder am untersten Ende der Nahrungskette. Sie selbst blicken zu den erfahreneren Copiloten auf, mit der Ambition auf die Langstrecke zu kommen. Ist dies geschafft, ist der nächste große Schritt der vierte Streifen auf der Schulter - üblicherweise auf der Kurzstrecke. Danach bleibt einem dann das Erreichen der Langstrecke und wenn man das dann erreicht hat, dann ist es um berufliche Vorbilder dünn gesät, wobei es auch hier natürlich ein paar Menschen gibt, die von den Kollegen in der Firma bewundert werden. Ein Beispiel dafür ist hier an der Schule jeden Tag präsent: Kapitän Jürgen Schumann. Leider hat es dieser Pilot erst posthum zu einem Vorbild, auch über die Grenzen der Lufthansa hinaus gebracht. Er war es, der bei der Entführung im Jahr 1977 die Lufthansa Boeing 737-200 "Landshut" auf dem Weg nach Mogadischu bis nach Aden flog und dort leider sein Leben verlor. Wenn man sich mit Piloten darüber unterhält bewundern alle den Mut und die Zivilcourage, die Jürgen Schumann gezeigt hat, wie er sich für seine Crew und die Passagiere eingesetzt hat. Dass das in weiten Teilen des Unternehmens auch so gesehen wird, das zeigt das Foto vom Haupteingang der Flugschule:
Der Haupteingang der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen
Nun, jeder Mensch hat seine eigene Ansicht von und über Vorbilder und das ist auch gut so. Trotzdem finde ich, dass gerade hier so eine gewisse Gemeinschaft auch in dieser Hinsicht zu spüren ist, nämlich dass die Älteren ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit den Jüngeren teilen und so bei denen die Begeisterung für die Tätigkeit immer weiter anfachen. Denn genau das ist es, worauf es in diesem Beruf auch für mich ankommt: Mit Herz und Seele bei der Sache sein!

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den tollen Blog Sven! Bin derzeit auf der Warteliste für einen Schulungsstart in 2015 und dein Blog hält meine Motivation so hoch wie am 1. Tag vom Bewerbungsprozess :-) Viel Erfolg weiterhin!!

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    1. Danke :-) Ich tue mein Bestes, dass das auch weiterhin so regelmäßig läuft. Viel Erfolg und dickes Fell beim Überbrücken der Wartezeit!

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