Montag, 14. Juli 2014

Warum ich Fan der Fanhansa bin

Meine Schreibaktivität war in den letzten Wochen auch ein bisschen eingeschränkt, das bitte ich zu entschuldigen. Unterricht, Fußball und schönes Wetter haben mich ein bisschen umpriorisieren lassen, aber ich hoffe, dass ich das wieder aufgeholt bekomme. 
Nichtsdestotrotz: Deutschland ist Weltmeister und die Fußball-WM ist zu Ende. Es waren spannende Wochen und als wir uns gestern alle gemeinsam beim Public Viewing im Schlachthof in Bremen bei strömendem Regen in den Armen lagen, da war einer dieser Momente, an die man sich wahrscheinlich ein Leben lang zurück erinnern wird. 

Für uns Flugschüler hat die WM mehr mit dem Job zu tun, als man auf den ersten Blick glauben mag. Lufthansa ist der offizielle Carrier der Deutschen Fußballnationalmannschaft und, wenngleich auch nicht offizieller Carrier der WM (das ist seit Jahren Emirates), doch die Airline der Herzen, mit einzigartigen Aktionen, an die sich Otto Normalflieger viel eher zurück erinnert, als an ein künstlerisch marginal gelungenes WM-Logo, das irgendwo auf den Rumpf eines Flugzeugs lackiert ist. Zum ersten Mal richtig aufgefallen ist mir eine solche Marketingaktion 2006 zur WM in Deutschland. Auch damals schon war Emirates offizieller WM-Carrier, hatte Unsummen an die FIFA gezahlt um sich "Official Carrier FIFA Worldcup 2006 Germany" auf die Flugzeuge malen zu dürfen. Lufthansa hatte sich bewusst gegen die Bewerbung für den offiziellen Carrier entschieden, da die Kosten hierfür gegenüber Aktionären und vor allem Mitarbeitern nicht zu rechtfertigen gewesen wären. Trotzdem erinnert sich fast jeder, der in der Zeit der WM 2006 einmal an einem Flughafen war an das, was Lufthansa dann tat: Da keine Logos oder Schriftzüge abgebildet werden durften, verpasste Lufthansa ihren Flugzeugen einfach die berühmte Fußballnase. Die Idee war so einfach wie genial: Da die Flugzeuge an allen größeren Deutschen Flughäfen zu finden waren, dachte jeder, dass Lufthansa die offizielle Fluggesellschaft der FIFA-WM im eigenen Land sei. Im Herzen war das ja auch so!
Eine Boeing 747-400 der Lufthansa mit Fußballnase
In diesem Jahr verhielt es sich ähnlich wie 2006: Offizieller WM-Carrier war - selbstverständlich wieder - Emirates, zum 3. Mal in Folge bei einer FIFA-WM. Aber auch in diesem Jahr hatte Lufthansa sich wieder eine besondere Aktion ausgedacht: Nachdem Logos und alles, was in irgendeiner Weise offiziellen Charakter haben könnte tabu war, benannte man kurzer Hand die Fluggesellschaft um und so flogen in den letzten Wochen einige Flugzeuge der "Fanhansa", vornehmlich auf den Routen von und nach Brasilien. 
Die Boeing 747-8i D-ABYO der Fanhansa :-)
Solche sportlichen Großereignisse sind natürlich immer eine Gelegenheit mal ein bisschen auf sich aufmerksam zu machen. Wie man so etwas macht, das kann man an unzähligen Universitäten und Hochschulen studieren, kann Millionen von Büchern darüber kaufen. Das ist dann aber nur die Theorie. Ich persönlich finde, dass sich gerade diese Aktionen vom Mainstream abgehoben haben und das ist auch einer der Reize, den die Firma Lufthansa für mich hat: Sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was alle anderen auch tun, sondern sich vom Wettbewerb abzuheben und Innovationsführer zu sein. Genau das hat Carsten Spohr letzte Woche bei der Vorstellung der Strategie auch noch einmal bekräftigt. Auch wenn sich jeder denken kann, dass das nicht immer einfach so funktioniert, ist der Anspruch daran schon einmal richtig.

Es ist aber nicht damit getan, dass sich kluge Köpfe von namhaften Unternehmensberatungen - die ähnlich klingen wie der höchste Berg der USA - mit dem Vorstand tolle Modelle entwickeln. Es ist noch viel wichtiger, dass die Belegschaft dabei mitspielt. Schließlich hängt das Kerngeschäft  davon ab, dass der Kunde das bekommt, was er bezahlt hat und wieder kommt und das haben zu einem großen Teil die Mitarbeiter in der Hand, mit denen der Kunde in Kontakt kommt. 

Solange aber ein Kapitän an Bord eines Fluges von Rom nach Frankfurt an einem Samstag als eingefleischter Eintracht Frankfurt Fan gut gelaunt die Bundesliga Ergebnisse im Reiseflug durch die Bordansage gibt, solange die Chefflugbegleiterin nach der Landung von einem Flug von Frankfurt nach Stockholm ein "Happy Birthday" für eine andere junge Flugbegleiterin anstimmt und das ganze Flugzeug mitsingt; solange kann ich felsenfest behaupten, dass ich stolz bin, irgendwann selbst meine Passagiere auf die Polarlichter am Himmel hinzuweisen.