Montag, 22. September 2014

Absolute Ceiling – reloaded

Zugegeben, zwei Monate seit dem letzten Blogpost sind schon eine lange Zeit. Sicherlich  hat sich der eine oder andere schon gefragt, ob es das jetzt war mit dem Vergnügen Blog. Wenn ja, war es ja ein kurzes. Aber so ist es nicht. Der Grund für die Funkstille ist schlichtweg ein Mangel an Zeit und einem freien Kopf.
In den letzten zwei Monaten ist viel passiert und ich will mal versuchen, die wichtigsten Ereignisse zu schildern und aufzuführen:
Ende Juli haben wir unsere erste offiziell amtliche Prüfung dieser Ausbildung abgelegt, nämlich das sogenannte BZF. Damit ist ein „beschränkt gültiges Flugfunkzeugnis“ gemeint, also eine Berechtigung weltweit auf Englisch bei Flügen nach Sichtflugregeln zu funken. Um das genau zu erklären, muss man wahrscheinlich ein bisschen ausholen: Im Jahr 1944 wurde in Chicago bei einer mehrwöchigen Konferenz mehrerer Staaten die sogenannte „International Civil Aviation Organisation“ kurz ICAO gegründet. Diese existiert noch heute und ist ein Teil der UN. Die ICAO hat zum Ziel, den weltweiten (zivilen) Luftverkehr so weit wie möglich zu standardisieren und entsprechend gibt es mittlerweile zig tausende Seiten an Regelwerken, die alle möglichen Bereiche, von Zulassungsvorschriften für Flugzeuge, über Aufbau und Layout von Flughäfen, bis hin zur Lizensierung von Luftfahrtpersonal umfassen. Und das ist schließlich der Punkt, der für uns relevant ist. Unsere Fluglizenz und eben auch das Sprechfunkzeugnis sind nach den Richtlinien der ICAO ausgestellt und so in jedem Land, das Mitglied der ICAO ist gültig. Da das fast alle Staaten der Welt sind, viele Möglichkeiten für uns.
Anfang August folgte dann die nächste Prüfung, nämlich unser „Language Proficiency Exam“. Diese Prüfung ist relativ neu, erst ein paar Jahre alt, aber Pflicht für jeden kommerziellen Piloten weltweit. Der Hintergrund ist folgender: In der Vergangenheit hat es immer wieder sicherheitsrelevante Verständigungsschwierigkeiten zwischen Flugzeugen und der Flugsicherung gegeben. Das kann man sehr beeindruckend sehen, wenn man bei Youtube mal die Suchbegriffe „Air China JFK ATC“ eingibt. In Zeiten, wo Fluggesellschaften weltweit tätig sind ist es extrem wichtig, dass man sich ohne Missverständnisse mit der Flugsicherung und anderen Flugzeugen unterhalten kann. Aus diesem Grund muss eben jeder Pilot eine Englischprüfung ablegen, um zu beweisen, dass er sich im internationalen Flugverkehr verständigen kann. Daher durften wir unsere Englischfähigkeiten unter Beweis stellen. 
Nachdem auch diese Prüfung geschafft war, ging es in den letzten Teil dieser ersten Theoriephase: Die Vorbereitung auf die ersten internen Prüfungen. Während der Gesetzgeber lediglich eine amtliche Theorieprüfung vorschreibt, die auch wir nächstes Jahr beim Luftfahrtbundesamt in Braunschweig ablegen werden, gibt es bei Lufthansa noch zwei weitere Prüfungsblöcke, die jeweils nach den beiden Theoriephasen abgeprüft werden. 
Zugegeben, oftmals sagt man sich nach den Prüfungen, dass es ein bisschen weniger Lernaufwand auch getan hätte, aber in diesem Fall würde ich das nicht behaupten. Es hat sich gezeigt, dass es mehr als sinnvoll ist, von Anfang an am Ball zu bleiben und den Stoff laufend zu wiederholen. Denn wie am Anfang der Ausbildung schon vermutet, es ist nicht die Tiefe des Stoffs, sondern die schiere Masse, die einen an seine lerntechnischen Grenzen führt.
Die Wochen vor den Prüfungen waren sehr anstrengend. Morgens von 8:20 bis 14:15 Unterricht und direkt im Anschluss sowohl den neuen, als auch den ganzen alten Stoff aufarbeiten – da blieb auch nur für das Nötigste Zeit übrig. In einen guten Lernrythmus zu kommen ist gar nicht so einfach, vor allem, wenn man seit so langer Zeit schon aus dem Lernen raus ist. Da ist ein gutes Zeitmanagement gefragt. Die größte Umstellung im Gegensatz zum früheren Arbeitsleben ist, dass es mit dem Feierabend, oder eben Schulschluss nicht vorbei ist, sondern man im Prinzip pausenlos lernen könnte. Für uns bestand dieser erste Block aus 14 einzelnen Prüfungen:

Tag 1:
  • ·      VFR Flugplanung
  • ·      Aerodynamik, Motorenkunde, Flugzeugsysteme
  • ·      Luftrecht, Operationelle Verfahren

Tag 2:
  • ·      Navigation
  • ·      Leistungskunde, Beladungs- und Schwerpunktberechnung
  • ·      Elektrotechnik, Instrumentierung

Tag 3:
  • ·      Radionavigation
  • ·      Menschliches Leistungsvermögen
  • ·      Meteorologie

Die Prüfungen selbst dauerten zwischen 30 und 120 Minuten, wobei manche Fächer - wie oben aufgeführt - zusammen geschrieben wurden. Bis auf VFR Flugplanung sind alle Prüfungen Computertests, wo man hauptsächlich Multiple Choice Fragen beantwortet. Diese Fragen sind zum Teil schon bekannt, zum anderen Teil aber auch neu, was einen davon abhalten soll, alle Fragen einfach nur auswendig zu lernen. Und es funktioniert...
Drei Prüfungstage sind schon verdammt anstrengend und wenn man die letzte Prüfung hinter sich hat, ist man mehr als erleichtert. Viel mehr wäre auch nicht gegangen.

Nun ist es schon über eine Woche her, dass wir die Prüfungen hinter uns gebracht haben, alle aus unserem Kurs haben alle Prüfungen auf Anhieb bestanden und als wir uns am Abend des letzten Prüfungstags in den Armen lagen kam endlich die Vorfreude auf das, was jetzt kommt:
Morgen früh machen wir uns auf die lange Reise nach Phoenix, um dort die nächsten 4 Monate auf 40 Jahre alten, wunderschönen Maschinen über die Wüste Arizonas zu fliegen. Zwar wissen wir nur aus Erzählungen was uns erwartet, aber die haben es in sich. Wenn man dem Großteil unserer Vorgänger dort glaubt, wird das jetzt eine der spannendsten Zeiten unseres Lebens werden. Auch wenn ich möglicherweise nicht die Zeit finde, wöchentlich viel Text zu schreiben, möchte ich die Plattform doch nutzen, um auch mal ein paar bildliche Eindrücke als Bild oder Video zu teilen.
Ich bin sehr gespannt auf das, was jetzt kommt. 

Bis bald aus Phoenix :-)

Die LS8 der SFG Bremen: Fliegt sich traumhaft :-)
Ein kleiner Eindruck aus dem Segelflugzeug am 13.09.2014 
Das Wattenmeer bei Cuxhaven Mitte August

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